Hautkrebs und Muttermale

Häufige Fragen und Unklarheiten – beantwortet von Frau Dr. Triendl

Wie entsteht ein Muttermal?

Es gibt Muttermale, deren Größe, Farbe und Form in den Keimzellen eines jeden Menschen bereits vor Geburt genetisch festgelegt sind. Daher auch der Name Muttermal (es könnte auch „Vatermal“ heißen) . Diese angeborenen Muttermale sind entweder bei Geburt schon vorhanden, können sich aber auch erst in der Kindheit entwickeln. Andere Muttermale entstehen spontan im Laufe des Jugend- oder Erwachsenenalters durch Vermehrung von Zellen eines bestimmten Zelltyps der obersten Hautschicht. Diese Muttermale entstehen bevorzugt in lichtexponierten Arealen, häufig am Rücken oder an den Beinen, was auf einen engen Zusammenhang mit UV-Licht schließen lässt.
 

Welche Arten von Muttermalen gibt es?

Je nach Zelltyp und Lokalisation des Muttermales lassen sich ca. 20 verschiedene Muttermaltypen unterscheiden. Etwa die Hälfte aller Muttermale lassen sich eindeutig als gutartig einstufen, welche sich im Laufe des Lebens mit allergrößter Wahrscheinlichkeit niemals in ein bösartiges Muttermal umwandeln werden. Die anderen 10 Muttermalarten enthalten potentielles Entartungsrisiko. Die exakte Zuordnung zu einem dieser Typen erfolgt nach Operation mittels mikroskopischer Aufarbeitung des Präparats in ein Speziallabor.
 

Wie erkennt man gefährliche Muttermale? Was macht einen Leberfleck „verdächtig“?

Das Melanom wird als „der schwarze Hautkrebs“ bezeichnet. Muttermale die schwarz werden, gelten als verdächtig. Das heißt jedoch lange nicht, dass jeder dunkle Hautfleck gleich gefährlich sein muss. Leider gibt es auch Melanome mit rötlicher, ja sogar hellem Pigmentanteil. Daher empfehle ich genau auf Veränderungen von Muttermalen zu achten: Größenzunahme, Farbveränderungen, insbesondere Mehrfarbigkeit und Formveränderung sowie das Auftreten neuer Muttermale sollten den Patienten unbedingt zum Arzt führen. Prinzipiell ist auf „Andersartigkeit“ zu achten. Da heißt, eine von vielen Muttermalen hervorstechende Hautveränderung ist als verdächtig einzustufen.
 

Welche Einflüsse sind dafür verantwortlich, dass sich die Anzahl der Muttermale im Laufe des Lebens erhöht bzw. bösartige Muttermale entstehen?

Ob Menschen wenige oder viele Muttermale entwickeln ist primär in der Genstruktur eines jeden Individuums festgelegt.
Es ist jedoch zweifelsfrei nachgewiesen, dass das sonnenbrandauslösende kurzwellige UVB Licht Muttermalzellen zum Wachsen animieren bzw. eine direkte schädigende Wirkung auf diese Zellen ausüben können. Seit kurzem konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass auch das langwelligere UVA Licht, welches zu einer Bräunung der Haut führt (Solariumlicht !) durch schädigende Einflüsse auf das Immunsystem der Haut zu einer Zellentartung führen kann.

Sollten Menschen mit vielen Muttermalen die Sonne meiden oder besondere Vorsichtsmaßnahmen treffen?
Prinzipiell gilt:Je heller der Hauttyp und je höher die Anzahl der Muttermale desto mehr ist Vorsicht geboten. Ein vernünftiger Umgang mit der Sonne, das heißt Verzicht auf exzessives Sonnenbaden oder Solarium, Meidung der Sonne zwischen 11 und 16 Uhr, Kopfschutz, Sonnenbrille und die Verwendung von Hauttyp-entsprechenden Sonnenschutzmitteln.
 

Welche “Risikogruppen” sollte sich regelmäßig fachärztlich untersuchen lassen?

Als Hochrisiko-Patienten werden Patienten eingestuft, die bereits ein Melanom hatten. Untersuchungsintvervalle werden beim Frühmelanom (In Situ Melanom) jährlich, bei dickeren Melanomen halb- vierteljährlich empfohlen, je nach Ausdehnungsgrad des entfernten Melanoms. Ein erhöhtes Melanomrisiko haben außerdem Familienmitglieder von Melanompatienten, Menschen mit sehr heller Haut(Hauttyp I, Boris-Becker-Typ) und Sonnenbränden in der Kindheit, Menschen mit sehr vielen Muttermalen (> 5o) oder großen seit Geburt bestehenden Muttermalen. Hier sind jährliche Untersuchungen in den meisten Fällen ausreichend.
 

Wie wird ein Muttermal diagnostiziert? Wie läuft die Muttermal-Kontrolle beim Hautarzt ab?

Zuerst erfolgt die Einstufung des Hauttyps und von Risikofaktoren, wie z.B. häufige Sonnenbestrahlung und Sonnenbrände in der Kindheit oder die Erfassung eines familiären Hautkrebsrisikos. Bei der Hautkrebsvorsorge wird der ganze Körper des Patienten wird untersucht. Mittels Blickdiagnose kann ein erfahrener Hautarzt gutartige Muttermale rasch einstufen. Auffälligere Muttermale werden mit einem speziellen optischen Hilfsmittel, dem sogenannten Dermatoskop untersucht. Diese Methode wird als Auflichtmikroskopie bezeichnet.

Welche Muttermale müssen/sollten entfernt werden?

Asymmetrische, unscharf begrenzte, mehrfarbige und Muttermale größer als 0,5 cm gelten als auffällig. Durch das Auflichtmikroskop erkennt der Hautarzt ganz spezielle Muster und Farben von Zellansammlungen, welche als Kriterium für Malignität eingestuft werden. Derart verdächtige Muttermale sollten je nach Auffälligkeitsgrad entweder in engen Abständen kontrolliert oder operativ entfernt und feingeweblich untersucht werden.
 

Was ist vor der Entnahme von Hautproben zu beachten?

Meist handelt es sich um kleinere ambulant durchzuführende operative Eingriffe, sogenannte Exzisionen, bei denen der Patient vorher nicht nüchtern sein muss. Er sollte sich jedoch gesund fühlen. Wichtig ist, dem Arzt vor dem OP-Termin seine Medikamente bekannt zu geben. Insbesondere Medikamente, welche das Blut verdünnen, sollten bei größeren Eingriffen reduziert oder abgesetzt werden. Die Angabe bzgl. bekannter Allergien ist wichtig, so z.B. gibt es Unverträglichkeiten auf Lokalanästhetika oder Nahtmaterial.
 

Welche Behandlungskosten entstehen?

Wenn es sich um eine medizinisch erforderliche Behandlung handelt und der Arzt die Operation anordnet, übernimmt die Krankenkasse die Kosten vollständig. Im Falle einer Entfernung auf Wunsch des Patienten d.h.aus kosmetischem Interesse mittels Operation oder Laserchirurgie sind die Kosten selbst zu tragen (je nach Eingriff ca. 80-100 Euro). Aber: Pigmentierte und verdächtige Muttermale dürfen auf keinen Fall mittels Laser entfernt werden !
 

Wie läuft die Behandlung von bösartigen Muttermalen ab?

Bei Verdacht auf ein Melanom wird im ersten Schritt das auffällige Muttermal mittels einer Exzision operativ entfernt. Diese kann komplikationslos in der Ordination durchgeführt werden. In einem pathologischen Institut wird dann das feingewebliche Bild untersucht. Die weitere Behandlung hängt im wesentlichen dann vom Differenzierungsgrad des Melanoms ab. Ist das Melanom noch sehr klein und hat es noch nicht die oberste Hautschichte durchbrochen, kann die weitere Behandlung der niedergelassene Dermatologe mittels einer Nachoperation vornehmen. Bei bereits in die tieferen Hautschichten eingedrungenen Melanomen sollte die Einweisung an eine Hautklinik erfolgen, in der sowohl die Nachoperation als auch erforderliche diverse Untersuchungen und evtl weitere Behandlungen durchgeführt werden.
 

Bleiben bei der Muttermal-Entfernung Narben zurück?

Die operative Entfernung kleinerer Muttermale hinterlässt bei einer schonenden Operationstechnik, bei angemessener körperlicher Schonung nach der Operation und einer komplikationslosen Heilungsphase meist nur ganz kleine, kosmetisch nicht störende Närbchen. Selten können jedoch durch individuelle Wundheilungsstörungen insbesonders am Decollete oder oberen Rücken auch kosmetisch sehr unschöne Narbenbilder entstehen. Die narbenfreie Entfernung von Muttermalen mit dem Laser bleibt den ausschließlich gutartigen Muttermalen vorbehalten, da das gelaserte Präparat mittels Laserstrahl vernichtet und daher nicht mehr einer Gewebeuntersuchung zugeführt werden kann. Derartige Eingriffe sollten nur von Haut-Fachärzten mit genauester Kenntnis von dermatologischen Strukturen durchgeführt werden.
 

Muss man bei einem aufgekratzten Muttermal unbedingt zum Hautarzt gehen?

Aufgekratzte blutende oder verkrustete Muttermale sehen für einen Nicht-Fachmann immer gefährlich aus, zumal ein blutendes Muttermal als Warnsignal für Bösartigkeit gilt. Um diese Angst los zu werden, ist die sofortige Vorstellung beim Arzt sicherlich sinnvoll. In den meisten Fällen kann man den Patienten ja beruhigen, da es ich um harmlose meist abstehende Muttermale handelt, welche versehentlich verletzt wurden.
 

Stellen Sommersprossen ein Melanomrisiko dar?

Sommersprossen sind genetische festgelegte punkt-bis linsenförmige ganz oberflächliche Muttermale, welche durch Sonneneinstrahlung nachdunkeln, im Winter meist wieder abblassen. Auf Sommersprossen kann sich kein Melanom entwickeln. Allerdings gilt für Menschen mit Sommersprossen erhöhte Vorsicht, da es sich hierbei meist um ganz helle Hauttypen (Hauttyp I) handelt, welche prinzipiell stärker gefährdet sind als dunklere Hauttypen.
 

Ist ein Tatoo über einem Muttermal gefährlich?

Ein Muttermal, welches tätowiert wurde ist mittels der herkömmlichen Untersuchungsmethode, der sogenannten Auflichtmikroskopie nur sehr schwer zu diagnostizieren, was bedeutet, das die typischen Kriterien für beginnende Malignität entweder übersehen, oder ein Muttermal irrtümlich als verdächtig eingestuft werden kann. Außerdem lässt sich nicht sicher ausschließen, dass das Einbringen von Farbstoff in die Haut zu Fremdkörperreaktionen und Reizungen der Zellen in den Muttermalen führen kann. Es ist daher vernünftig, Körperregionen mit vielen Muttermalen untätowiert zu belassen und in jedem Fall einzelne Muttermale auszusparen.
 

Wie viel Prozent der Melanome entstehen aus einem Muttermal?

Ca. 30 % der Melanome wachsen auf einem sogenannten dysplastischen Nävus. Hierbei handelt es sich um Muttermale, deren Zellen, z.B. durch das Sonnenlicht verändert wurden. Weitere ca 30 % entstehen auf sogenannten kongenitalen Nävi (das sind angeborene Muttermale, welche sich im Laufe des Lebens verändern können). Weitere ca 30 % Melanome entstehen auf unauffälliger Haut, was natürlich auch zur Vorsicht bei selbst winzigsten Neuveränderungen rät. Es ist daher empfehlenswert, jedes auflichtmikroskopisch auffällige Muttermal sowohl vorsorglich als auch therapeutisch zu entfernen.
 

Thema Lichtschutz – Welches Sonnenschutzmittel ist für mich geeignet?

Der Sonnenkosmetikmarkt boomt in den letzten Jahren zur Freude der Kosmetikindustrie. Die unüberschaubare Produktpalette hat jedoch beim Konsumenten zu Unsicherheit geführt. Nur wenige Konsumenten sind informiert, dass sich der berechnete angegebene Lichtschutz lediglich auf eine sonnenbrandprotektive UVB Schutzwirkung bezieht, der ebenso nötige UVA Schutz bei vielen Produkten jedoch völlig vernachlässigt wird. Hier fehlen europaweite Standards. Anerkannte medizinische Firmen haben sich auf den „australischen Standard“ geeinigt. Der Lichtschutz in den Sonnenschutzpräparaten erfolgt entweder durch Zugabe von chemikalischen Lichtschutzfiltern, welche UV Strahlen absorbieren, oder durch sogenannte physikalische Filter bestehend aus mineralischen Mikropigmenten, welche durch Reflexion und Streuung die Strahlung abschwächen. Allein in Europa sind 27 organische UV-Filter am Markt, deren Applikation nicht selten zu Hautirritationen und allergischen Reaktionen führen. Entscheidend bei der Wahl eines Sonnenschutzmittels ist eine ausreichend hohe Schutzwirkung im UVB und UVA-Bereich, möglichst Verzicht von irritablen Duft- und Konservierungsstoffen, sowie die hauttypen-gerechte Auswahl der in die Grundlage eingebrachten Lichtschutzfilter. Babys, Kleinkinder und Menschen mit Hautproblemen sollten möglichst ganz auf chemischen Lichtschutz verzichten und rein physikalische Lichtschutzfilter verwenden.